Gewaltprävention (Kampfsport)

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    1. Warum Kampfsport als Medium?

    Die Klientel des Afrikanischen Sportverein setzen sich zum größten Teil aus sozial
    benachteiligten Kindern und Jugendlichen zusammen. Ihre Verhaltensweise ist unter
    anderem durch eine hohe Gewaltbereitschaft geprägt. Aus diesem Grund betreiben wir
    Projekte zur Gewaltprävention. Dabei stellt sich das Problem, dass die Kinder und
    Jugendlichen mit ihren subjektiven Einstellungen pädagogischen Angeboten skeptisch und ablehnend gegenüberstehen. Die Angebote müssen also in verdeckter Form und durch ein Medium vermittelt werden, welches die Kinder und Jugendlichen anspricht.

    Der Kampfsport ist dafür aus folgenden Gründen sehr gut geeignet:

    Jugendliche zeigen großes Interesse am Kampfsport. Der Zugang zu unserem Klientel ist
    somit gesichert. Die Vielseitigkeit des Trainingsaufbaus ermöglicht eine Durchführung über einen langen Zeitraum ohne Motivationsverlust der Teilnehmer. Spezielle Deeskalationsübungen lassen sich in das Trainingsprogramm problemlos einbauen. Das Erleben der Übungen kann direkt reflektiert werden.

    Der Einsatz des Mediums Kampfsport in der Gewaltprävention ermöglicht ein bedürfnisorientiertes Arbeiten. Zusätzlich liegt dem Projekt ein erlebnispädagogischer Ansatz zugrunde.

    2. Voraussetzungen

    Um eine gewaltpräventive Wirkung zu erreichen, werden Voraussetzungen geschaffen, die in einem herkömmlichen Training nicht vorhanden sind:

    • Das Trainingsprogramm wird durch verschiedene Übungen zum Umgang mit
      Konflikten und Gewalt ergänzt.
    • Die Leitung des Projekts untersteht einer pädagogischen und einer sportlichen
      Fachkraft.
    • Das Trainingsprogramm wird mit anderen Sportarten in Verbindung gebracht. Dies
      verhindert eine einseitige Fixierung auf den Kampfsport.

    3. Die gewaltpräventive Wirkung:

    Das Training konfrontiert die Teilnehmer mit ihrem (unbewussten) Aggressionspotential,
    welches unter Anleitung kontrolliert nach außen getragen und kanalisiert wird. Dieser Vorgang ermöglicht langfristig einen kultivierten Umgang mit Aggressionen und lässt einen Ehrenkodex zu (Keine Gewalt gegen Schwächere. Angemessene Reaktionen auf unmittelbar erfahrene Gewalt).

    Sie lernen, dass der erwünschte Trainingserfolg nur durch ein hohes Maß an Eigendisziplin, Geduld und Selbstüberwindung zu erreichen ist. Es dauert eine Zeit, bis die Techniken entsprechend eingeübt sind, um wirkungsvoll zu sein. Nach dieser Zeitspanne sind die Kinderund Jugendlichen in der Regel so weit, mit Konflikten konstruktiver umzugehen. Eine Gefahr des Missbrauchs des Gelernten ist demnach relativ gering.

    Ein wichtiger Aspekt des Kampfsports ist die Zusammenarbeit zwischen Körper und Geist. Es werden dabei Übungen durchgeführt, welche zum einen die mentale Leistungsfähigkeit stärken (z.B. Konzentration) und zum anderen die Motorik verfeinern.

    Die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre Kraft realistisch einzuschätzen und damit
    umzugehen. Sie sind dann in der Lage, in Situationen, in denen sie mit Gewalt konfrontiert werden, ihre Fertigkeiten notfalls kontrolliert und angemessen einzusetzen (Verteidigung, Abwehr eines gewalttätigen Angriffs). Es wird verhindert, dass Andere durch blinden Zorn und Verlust der Selbstbeherrschung verletzt werden.

    Zur Förderung des sozialen Lernens gestaltet sich der größte Teil der Übungen in Form von Partnerübungen. Dabei bekommen die Kinder und Jugendlichen ein Gefühl für den Umgang mit Anderen. Weiterhin baut sich gegenseitiges Vertrauen auf, da gerade im Kampfsport die Einstimmung auf den Trainingspartner sehr wichtig ist.

    Die Teilnehmer lernen zudem, Verantwortung für Andere zu übernehmen, da ein eventueller Missbrauch des Gelernten durch einen Einzelnen die Einstellung des gesamten Projekts zur Folge hat. Jeder ist also für den Fortbestand der ganzen Gruppe verantwortlich. Dadurch wird zusätzlich eine gruppeninterne Selbstregulation erreicht.

    Der Kampfsport vermittelt den Teilnehmern des Projekts eine neue Einstellung zum Einsatz von körperlicher Gewalt. Sie werden durch ihre Fähigkeiten in eine stärkere Position versetzt, wobei sie gleichzeitig lernen, dass diese Stärke Sicherheit vermittelt und sie es nicht nötig haben, sich ständig (z.B. durch Schlägereien) beweisen zu müssen.

    Neben der körperlichen Gewalt erfahren Kinder und Jugendliche oft in nicht zu
    unterschätzendem Maße psychische Gewalt (Erpressung, Mobbing, Gewalt in
    Abhängigkeitsverhältnissen, z.B. Familie, Schule, Betrieb). Durch die Vermittlung eines
    positiven Selbstbildes mit den Inhalten Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Akzeptanz der eigenen Schwachstellen, entwickelt sich eine modifizierte Moral und Lebenseinstellung. Begriffe wie Ehre und Anstand bekommen eine größere Bedeutung und werden in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen wieder aktualisiert.

    Zusammenfassung:

    Die Vermittlung von Disziplin, Selbstbewusstsein und Selbstbeherrschung bewirkt eine
    Einstellungsänderung zur Gewalt. Vorhandene Aggressionen können kontrolliert ausgelebt werden.

    Durch den Frustabbau und Erhöhung der körperlichen Fitness stellt sich bei den Kindern und Jugendlichen ein allgemeines Wohlbefinden ein, welches langfristig Auswirkungen auf die gesamte Persönlichkeitsentwicklung hat. Die im Training eingebundenen
    Deeskalationsübungen und die Vermittlung von Konfliktlösestrategien katalysieren die
    Effekte des Kampfsports.

    Das körperliche Training ist in Verbindung mit pädagogischen Übungen eine aussichtsreiche Möglichkeit der Gewaltprävention. Die Entwicklungen der Gruppe werden mit Hilfe eines Beobachtungsbogens verfolgt. Diese Beobachtungen ermöglichen ein Erkennen von Tendenzen in der Verhaltensänderung und begünstigen die Anpassung des Trainingsprofils an die aktuelle Situation. Die Beobachtung verfolgt neben individuellen Entwicklungen auch gruppendynamische Aspekte